Ford Nugget Hochdach - ein Camper-Traum wird wahr
Hätte mir jemand vor gut eineinhalb Jahren gesagt, dass ich heute mit meinem eigenen Camper, einem Ford Nugget, durch die Straßen fahre, hätte ich wahrscheinlich einfach nur laut gelacht. Naja, was soll ich sagen, so ist es tatsächlich gekommen.
Aber alles auf Anfang. Wir schreiben das Jahr 2020 und zu Beginn dieses Jahres ist Corona für uns in Deutschland nicht mehr als ein Bier. Doch wie wir heute wissen, sollte es zu einem Thema werden, dass unser aller Leben nachhaltig beeinflussen würde. Seit Jahren träumte ich von einem längeren Auslandsaufenthalt, am besten am anderen Ende der Welt. Meine Leidenschaft zum Reisen und für fremde Kulturen war so groß, dass ich mich dazu entschieden hatte, Tourismusmanagement an der Hochschule München zu studieren.
Und daher sollte in eben diesem Jahr 2020 mein Traum, für den ich jahrelang gespart hatte, mit einem Auslandssemester in Amerika endlich in Erfüllung gehen. Alles war geplant und genehmigt, doch die Pandemie machte natürlich auch vor meinem Traum nicht Halt und all meine wunderschönen Vorstellungen zerplatzten wie eine Seifenblase in der Luft. Aber manchmal ist das Misslingen von solch scheinbar perfekten Fügungen im Leben die Möglichkeit ganz andere Träume in Erwägung zu ziehen und etwas noch viel Besseres zu starten. Genau so war es auch bei mir!
Im anschließenden Dänemarkurlaub, den ich wie die meisten meiner Reisen, mit dem Wohnmobil meiner Eltern bestritt, wurde der Wunsch nach einem eigenen Camper immer lauter in mir. Was zunächst nur eine fixe Idee war, wurde in den folgenden drei Wochen ein immer stärkerer Drang. Nicht, dass man mich falsch versteht, ein eigenes Fahrzeug wie einen Camper hatte ich schon längst auf meine imaginäre „Bucket List“ gesetzt, aber es war eben nichts von den Dingen, von denen ich erwartet hätte, sie in den nächsten Jahren in Angriff zu nehmen. Mein ganzes Erspartes war ja eigentlich für das Auslandssemester gedacht gewesen.
Aber der Gedanke ließ mich einfach nicht mehr los und so suchten wir von diversen dänischen Campingplätzen aus nach gebrauchten Ford Nuggets und telefonierten mit unzähligen Privatverkäuferinnen/-verkäufern und Händlerinnen/Händlern. Am Ende des Urlaubs hatte ich in Kiel einen Wagen gefunden, den wir uns auf der Heimreise natürlich sofort anschauten. Und was soll ich sagen, rund drei Wochen später stand das gute Stück vor unserem Haus. Ein weißer Ford Nugget, Baujahr 2010 mit Hochdach ist es also geworden.
Ford Nugget Erfahrungsbericht
Aber warum eigentlich ein Ford Nugget? Diese Frage lässt sich ziemlich einfach beantworten. Für mich kam ein selbst ausgebauter Van, mangels der dafür benötigten Zeit und des Wissens nicht in Frage. Das Konzept des Westfalia Ausbaus hat mich im Gegensatz, zu dem des VW Busses von Anfang an zu einhundert Prozent überzeugt. Für mich war klar, dass ich mich für ein Hoch- und damit gegen ein Ausstelldach entscheiden würde. Mir ist dafür einfach das Raumgefühl und der damit verbundene Komfort des Aufrechtstehens im Fahrzeug zu wichtig. Der Innenausbau des Ford Nuggets ermöglicht dies zu jeder Zeit. Denn in der Küche, die sich im hinteren Teil des Autos befindet, ist stets die volle Höhe gegeben, selbst wenn das obere Bett vollständig ausgeklappt ist. Auch der Vorteil, dass man die volle Sitzecke nutzen kann und gleichzeitig die ganze Küche zur Verfügung hat, war ausschlaggebend. Außerdem verfügt der Nugget über sehr viel Stauraum, bietet aber trotzdem fünf eingetragene Sitz- und vier Schlafplätze. Er ist also ein echtes Raumwunder. Mit einer Leistung von 140 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 160 km/h kann man durchaus auch schnell unterwegs sein und mit einer Länge von 5,06 Metern und einer Höhe von 2,85 Metern ist er absolut alltagstauglich, solange man nicht in Parkhäuser oder Tiefgaragen fährt. Die beiden Seitenfenster im oberen Bereich und die Dachluke gestalten das Innere des Nuggets hell und bieten die Möglichkeit des Querlüftens. Zudem verfügt er über zwei Schiebefenster links und rechts neben der Rückbank.
Serienausstattung eines Nuggets: | Sonderausstattung meines Nuggets: |
Elektronisches ABS Batterie (2x60 Ah) Airbag auf Fahrer- und Beifahrerseite Manuell verstellbare Außenspiegel, inklusive Weitwinkel ESP, inklusive Berganfahrassistent Elektrische Fensterheber mit Quick-Down-Schaltung Beheizbare Heckscheibe Heckscheiben-Wischwaschanlage 6-Gang-Getriebe Drehzahlmesser Elektronische Differenzialsperre Fenster links und rechts in erster und zweiter Reihe Lackierung: Uni-Lackierung Lichtmaschine 150 Ah Schiebetür rechts Servolenkung Drehbarer Fahrer- und Beifahrersitz Umklappbare Rückbank Umluftschaltung Wegfahrsperre Getönte Wärmeschutzverglasung Zentral-/Doppelverriegelung mit Fernbedienung 2 Gasplatten Kühlschrank mit Gefrierfunktion | Anhängerkupplung Elektrisch verstellbare, beheizbare Außenspiegel Schiebefenster links und rechts hinten Klimaanlage Nebelscheinwerfer Beheizbare Frontscheibe Scheibenwischer mit Regensensor Scheinwerfer mit Tag/Nacht-Sensor Radio, inklusive Ford SD-Navigationssystem, CD-Player, MP3 fähig und AUX-Eingang Außendusche |
Wie zuvor bereits erwähnt, ist der Nugget auch von innen mehr als komfortabel. Die Küche bietet genügend Stauraum für Geschirr, Besteck und Gläser und auch die Kleidung, Handtücher, Kulturbeutel und Co. finden in den drei kleinen Schränken oberhalb der Küche ihre Plätze. Alles Weitere kann bequem unter der Rückbank verstaut werden. Ein großer Schrank für Jacken ist sowohl von innen als auch von außen über die Heckklappe zugänglich und bietet ebenfalls mehr als genug Staufläche und sogar dank einer Kleiderstange die Möglichkeit Jacken, Kleider oder ähnliches auf Bügeln aufzuhängen. Bei mir ist dieser Schrank auch gleichzeitig während der Fahrt der Abstellort für meinen Mülleimer, denn ich kann es wirklich gar nicht leiden nur einen Müllbeutel aufzuhängen. Ein richtiger Mülleimer war für mich auch beim Campen absolute Pflicht. Auch eine Thule Markise habe ich nachträglich angebracht. Die dazugehörige Kurbel habe ich neben der Schranktür befestigt. Sie kann bei geöffneter Heckklappe herausgenommen werden und ist trotzdem während der Fahrt gut verstaut.
Soviel also zur „vorgefertigten“ Ausstattung des Nuggets. Aber wie kann man den zur Verfügung stehenden Platz im Fahrzeug optimal nutzen?
Hier meine persönlichen Top 5 Tipps zur Optimierung des Ford Nugget Hochdach:
- Für mich ist eine Toilette im Camper ein wichtiges Gadget, um immer autark zu sein und auch die Chance zu haben, wild zu campen bzw. frei zu stehen. Aber wo soll man eine kleine Toilette im Nugget unterbringen? Der unterste Schrank auf der rechten Seite ist dafür der ideale Ort. Das Porta Potti Qube 335 hat die perfekte Größe und man ist nicht länger auf Sanitärhäuser angewiesen.
- Mit perfekt passenden Boxen könnt ihr das gesamte Volumen des Kühlschrankes nutzen. Hierfür sind die Boxen der Firma Lock&Lock bestens geeignet. Die Modelle HPL883 (Volumen 10 Liter) und HPL886 (Volumen 6,5 Liter) lassen sich gut aufeinanderstapeln und ermöglichen es zudem, dass auch die Lebensmittel von ganz unten einfach herausgenommen werden können. Sie sind leicht zu reinigen und das Preis- und Leistungsverhältnis ist meiner Meinung nach mehr als fair. An der Seite des Kühlschrankes bleibt euch trotzdem noch ausreichend Platz für hohe Flaschen oder Getränkekartons.
- Anfangs habe ich mich oft gefragt, wo ich meine feuchten Handtücher oder Jacken aufhängen soll. Eine nachträglich montierbare Stange, die man im hinteren Bereich des Nuggets über den Schränken montieren kann, hat bei mir daher oft Benutzung gefunden und dieses Problem gelöst. Zum einen kann man dort, wie schon erwähnt, feuchte Textilien aufhängen, zum anderen können die Schranktüren per Magnet offengehalten werden und man stößt sich in der Küche nicht andauernd den Kopf.
- Zunächst habe ich mich beim Einräumen meiner Kleidung oft schwarzgeärgert, weil nach den ersten paar Metern immer alles unordentlich und durcheinander im Fach lag, obwohl ich es zuvor ganz bestimmt nicht so hineingelegt hatte. Egal mit welchen Tipps aus dem Internet ich es auch versucht hatte zu falten, rollen oder was auch immer, das Ergebnis war immer das gleiche Chaos am Ende der Fahrt. Außerdem muss man immer den kompletten Inhalt herausholen, wenn man ein Teil von ganz unten benötigt. Aber zum Glück ist mir hierfür eine super Idee gekommen. Ich habe meine Packwürfel, die ich früher für mein Gepäck im Koffer benutzt hatte, kurzerhand im Keller ausgegraben und nutze sie jetzt in den Fächern meines Nuggets.
- Wohin mit meinen Outdoor Stühlen und meinem Tisch habe ich mich auch gefragt, als ich meinen Nugget das erste Mal einräumte. Aber auch hierfür gibt es eine perfekte Lösung. Die Stühle können einfach hinter der Rückbank, also unter der Küche untergebracht werden. Dies ist sonst der Platz für die Beine bzw. die Füße beim Schlafen im unteren Bett, aber während der Fahrt bleibt dieser Platz ungenutzt. Also habe ich ihn kurzerhand umfunktioniert und ihn zur Lagerfläche gemacht. Neben meinen vier Campingstühlen finden hier auch meine Wäschespinne sowie mein Sonnenschirm Platz. Der Tisch ist allerdings aufgrund seiner Größe an einem anderen Ort untergekommen, nämlich im großen Kleiderschrank. Hinter der Kleiderstange passt ein kleiner Tisch optimal rein. Mittels eines Expanders und drei Ösen ist er während der Fahrt vor Umfallen oder Verrutschen geschützt.
Natürlich habe ich noch unzählige weitere Dinge individualisiert, aber all diese zu nennen würde den Rahmen dieses Blogbeitrages sprengen. Im Nugget sind Euch dabei allerdings kaum Grenzen gesetzt. Und glaubt mir, Platz ist wirklich mehr als genug.
Abschließend möchte ich noch kurz erzählen, warum mein Nugget liebevoll „Chicken“ genannt wird und all meine Reisen mit ihm unter dem Motto „Chicken on Tour“ stehen. Die Geschichte dahinter ist die, dass die erste Assoziation von mir und meiner Familie mit dem Begriff „Nugget“ das Essen „Chicken Nuggets“ war. So entstand in eben dem oben genannten Dänemark Urlaub, der mich zur stolzen Vanbesitzerin machte, der Witz des „Chicken on Tour“. Diese Spinnerei ging mir nicht mehr aus dem Kopf und ich fand den Gedanken irgendwie amüsant. Zu meinem letzten Geburtstag bekam ich daher einen großen Aufkleber auf das Heck meines Nuggets. Aber seht selbst:
Solltet Ihr also mal einen weißen Nugget mit einem großen Huhn über der Heckklappe sehen, dann bin das wohl ich.
Wie Ihr hoffentlich gemerkt habt, habe ich meine Entscheidung nie bereut und bin ein großer Fan des Ford Nugget. Ich liebe das Campen und würde es auch für keine andere Art des Reisens eintauschen wollen.
Ich hoffe, ich konnte Euch mit meiner Euphorie ein wenig anstecken und würde mich freuen, auf beyondcamping.net noch viele weitere Nuggets zu sehen.
Beste Grüße
Eure Lena