Autarke Stromversorgung für den Camper
Wer träumt nicht davon, ewig unterwegs und auf niemanden angewiesen zu sein? Das Wort “autark” ist hierbei unumgänglich. Autark sein bedeutet, selbstversorgt oder unabhängig zu sein. Für einen autarken Camper bedeutet das: Strom, Heizung und das (Warm-)Wasser funktionieren völlig eigenständig.
Dabei gibt es eigentlich keine 100 % Autarkie. Man kann nur versuchen, die Zeit der Unabhängigkeit durch große Speicher soweit es geht zu verlängern. Früher oder später werden beispielsweise Treibstoff, Lebensmittel oder Wasser benötigt.
Dieser Artikel ist dem Nachladen des elektrischen Energiespeichers gewidmet. Hierbei ist es tatsächlich möglich, komplett unabhängig von “Landstrom” (230 V-Steckdose), also autark zu sein.
Auf einem Campingplatz wird keine Solaranlage benötigt, außer Ihr wollt Euch den Stromanschluss sparen, wenn er nicht in der Platzgebühr inkludiert ist. In der Regel bezieht der Wohnwagen oder Camper dort Landstrom. Wer allerdings gerne viel und lange freisteht ohne zu fahren, dem wird irgendwann die Energie ausgehen.
Die Lichtmaschine lädt die Starterbatterie sowie falls vorhanden die Aufbau- bzw. Versorgerbatterie üblicherweise während der Fahrt. Hinweis: In jedem Fall sollte neben der Starterbatterie eine Versorgerbatterie verbaut sein. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Bleibatterien und LiFePo4-Batterien; hierzu folgt in Kürze ein eigener Blogbeitrag.
Den Motor zu starten nur um die Aufbaubatterie zu laden, ist aber unwirtschaftlich und führt möglicherweise zudem zu einem Ausfall der Lichtmaschine, da diese ohne Fahrtwind und bei niedriger Drehzahl sowie großer Stromentnahme überhitzen kann. Eine reguläre Lichtmaschine lädt erst ab einer Drehzahl von etwa 2000 U/min richtig.
Die Sonne ist die einfachste Möglichkeit, beim Campen seinen Akku aufzuladen. Auf jeden Quadratmeter schickt diese über 1300 Watt. Davon kommen auf der Erde in Mitteleuropa im Sommer maximal noch knapp 1000 Watt an. Moderne Solarmodule mit hohem Wirkungsgrad können davon rund 20 % an elektrischer Energie entnehmen. Diese Energienutzung ist in der Anwendung emissionsfrei, lautlos, kostenlos, effektiv und weit verbreitet. Der Markt bietet eine riesige Auswahl an Zubehör an.
Welche Batterie benötige ich für meinen Campervan oder Wohmobil?
Diese Frage muss jeder für sich beantworten, da jeder beim Campen unterschiedliche Vorstellungen und Vorlieben hat.
Es heißt, in sich gehen nachfolgende Fragen klären:
- • Wie lange möchte ich freistehen?
- • Möchte ich auch im Winter bei niedrigem Sonnenstand autark Campen?
- • Wie viel Energie benötigen meine Geräte?
- • Welche Reserve plane ich für schlechtes Wetter ein?
- • Kann oder will ich auf etwas verzichten, wie beispielsweise auf Föhn oder Kaffeemaschine?
Nachfolgend ein paar durchschnittliche, typische Verbraucher nach Leistung sortiert:
- • Handy aufladen 5-15 W
- • Beleuchtung je 3-20 W
- • Wasserpumpe 25 W
- • Laptop 50 W
- • Kompressor-Kühlschrank 60 W
- • Fön 2000 W
- • Warmwasserboiler (elektrisch) 2000 W
- • Induktionsplatte 2400 W
- • Durchlauferhitzer 3600 W
Der Aufwand für utopisch hohe Verbraucher wie die zuletzt aufgeführten, wird hier nicht beachtet. Diese sind für Leute, die dauerhaft im Camper wohnen interessant und möglich, aber für normale Urlaube nicht nötig. Tipp: Die Leistung eines Elektrogerätes ist üblicherweise auf dem Typenschild mit den Anschlussdaten ersichtlich.
Damit man seinen individuellen Tagesbedarf an Energie ermittelt, muss man alle Verbraucher und deren Einsatzzeit summieren.
Beispielrechnung Verbrauch Campervan oder Wohnmobil:
Die Beispielrechnung wird anhand des Hauptenergieverbrauchers Kühlschrank durchgeführt. Ein durchschnittlicher Kompressor-Kühlschrank benötigt etwa 60 W Leistung im eingeschalteten Zustand. Wenn ein Kompressor-Kühlschrank im Betrieb 60 W Leistung (5A * 12V) aufnimmt, je nach Temperatur 50 % automatisch an- bzw. ausgeschaltet ist, benötigt dieser über 24 Stunden folgende Energie:
W = P * t
60W * 24h * 50% = 720Wh
Eine einfache, herkömmliche Aufbaubatterie (Blei) verfügt über etwa 100 Ah. Die theoretisch gespeicherte Energie beträgt umgerechnet in Wattstunden folglich:
W = U * I * t
12V * 100Ah = 1200Wh
Um eine langfristige Schädigung des Blei-Akkus durch Tiefentladung zu vermeiden, sollte dieser nicht unter 50 % seiner Nennkapazität entladen werden. Somit stehen etwa 600 Wh nutzbare Energie zur Verfügung.
Die 720 Wh welche einzig der Kühlschrank in 24 Stunden verbraucht, sind also mehr, als die empfohlene, nutzbare und benötigte Kapazität des Akkus hergibt. Somit muss der Speicher erweitert oder Energie anderweitig zugeführt werden. In diesem Fall ist es ratsam, eine Solaranlage zu installieren.
Im nächsten Technikblog-Beitrag steigen wir tiefer in die Thematik ein und zeigen auf, wer welche Anlage benötigt.